Ich war von 1978 bis 1984 Bewohner des Gotama Child Development Center. Davor waren wir so arm, dass meine Mutter mich nicht ernähren konnte. Meine Mutter hatte auch Angst, dass ich ein sehr ungezogenes/ungehorsames Kind sein würde.
Um zu sagen, dass ich ein so ungezogenes Kind war: Es gab Zeiten, in denen ich im Alter von zehn Jahren mit meinen Freunden (die meisten von ihnen Straßenkinder) um 21:30 Uhr Filme im Kino ansah, die Nacht auf einer Bank am Bahnhof verbrachte und ohne Fahrkarte mit dem Zug fuhr

Es ist verständlich, dass meine Mutter Angst um meine Zukunft hat. Sie brachte den kleinen Sarath mit meinem Cousin Nimal zur Polizeiwache. Er war älter als ich, aber damals mein engster Freund.
Im Waisenhaus bekamen wir morgens Brot mit Linsensuppe. Zum Mittag- und Abendessen bekamen sie Reis. Sie konnten sich anziehen und zur Schule gehen. Ich hatte vorher keine besonders gute Kleidung. Als ich dorthin ging, war ich in der vierten Klasse.
Ich werde jedoch nie die drei Monate vergessen, die ich in Gefängnissen und Jugendlagern verbrachte, nachdem ich in der sechsten Klasse aus einem Waisenhaus weggelaufen und von der Polizei gefasst worden war. Kein Kind sollte derartigem Missbrauch ausgesetzt sein.
Als ich ins Waisenhaus zurückkehrte, habe ich nie wieder solchen Unfug getrieben. Ich habe die Prüfung zum General Certificate of Education Ordinary Level 1984 mit sieben Auszeichnungen bestanden.
Für mich war es eine grosse Ermutigung, eine Berufsausbildung anzustreben. Seitdem sind viele neue Erfahrungen in mein Leben getreten. Nachdem ich 2009 meine Heimat verlassen hatte und hierhergekommen war, sammelte ich Lebenserfahrungen anderer Art.

Ich bin der Schweiz und allen dankbar, die mir geholfen haben, das Leben zu führen, das ich heute führe. Ich möchte auch dem Ort, an dem ich als Kind aufgewachsen bin, meinen Dank aussprechen.
Aus diesem Grund habe ich beschlossen, im Oktober eine Kunstausstellung im Gotama Children’s Home zu veranstalten. Ich habe beschlossen, den Erlös dem Waisenhaus zu spenden.

Als ich Priyath Salgadu, das Vorstandsmitglied des Waisenhauses, danach fragte, war er überglücklich. Vom Leiter des Waisenhauses, Herrn Muditha Fernando, erfuhr ich, dass der Großvater von Herrn Priyath Salgadu einer der Pioniere bei der Gründung des Gotama-Kinderheims für Waisen und verlassene Straßenkinder im Jahr 1954 war.

Die Geschichte geht so: Im Jahr 1956 wollten die Menschen in Sri Lanka das 2500. Buddha Jayanti in grossem Stil feiern. Buddha Jayanti markiert den 2500. Jahrestag des Parinibbana der Buddha. Dementsprechend gründeten Herr Richard Salgadoo und eine Gruppe anderer im Jahr 1951 die „Panadura Buddhist Association“. Als soziale Einrichtung eröffnete die Panadura Buddhist Association im Jahr 1954 mit vier Kindern das Gotama Children’s Home und ich kam 1978 als 464. dorthin.
Gautama ist der Name der Buddha. Das „Gautama-Waisenhaus“ ist ein Ort, an dem Kinder im Namen der Buddha betreut werden.
Mein Schock über Israels Tötung hungernder Kinder im Gazastreifen ist umso grösser, weil ich selbst nur zu gut weiss, wie ich als Kind hungern musste.
Kinder, die auf diese Welt kommen, sollten das Recht auf Leben haben, unabhängig von ihrem Land, ihrer Rasse oder ihrer Religion.
Sie brauchen Liebe, Nahrung und Schutz, nicht Hunger, Kugeln und Bomben.

by Sarath Maddumage